Im Oktober des letzten Jahres machte sich das Royro-Racing / Freeride-Mountain.com – DH Team auf, sich in die dunklen Täler und verschneiten Gipfel des Nordschwarzwaldes zu wagen. Nicht gänzlich grundlos erzählte uns Teamfahrer Manuel Gerth, notorischer Hartz-IV-TV-Fan und Verschwörungstheoretiker, zuvor, dass verschneite Oktober, eine optimale Grundlage für das Paarungsverhalten von großen weißen Schwarzwaldyetis seien. So machten wir uns, Max, Manu, Domme, Ich und der Fotograf und Hobby-Dokumentarfilmer Stefan Wirtz, eine Truppe durchzogen von Naivität und kindlicher Attitude, auf, eines dieser Fabelwesen vor die Linse zubekommen.
Der Wunsch nach Anerkennung, Reichtum und Macht zieht natürlich auch an uns Radfahrern nicht spurlos vorbei. Mit dem Geländewagen, der zuvor mit dem nötigem Kamera- und Fahrmaterial beladen wurde, fuhren wir auf in Richtung Mummelsee. Unterhalb des Hornisgrindegipfels gelegen, bot uns dieser Ort das optimale Basislager. Der im Sommer, beladen mit Menschenmassen, bestehend aus einem Einheitsbrei aus Motorradfahrern und Menschen im Rentenalter, doch sehr ansehnliche Ort, lies uns einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Ob es daran lag, dass wir allesamt das alpine Klima der Schwarzwaldgipfel unterschätzt hatten oder ob es der Tod war, der seine kalten Hände über unsere Häupter legte, blieb ungewiss. Die Rucksäcke gepackt, Die Fotokamera auf Schwarz-/Weiß gestellt, um die nötige Tarnung aufrecht zu erhalten, innerlich mit erhitzen Erfrischungsgetränken aufgewärmt und voller Motivation nächsten Monat endlich auf die Titelseite eines wöchentlich erscheinenden Boulevardblattes zu gelangen, machten wir uns auf, den Gipfel der Hornisgrinde zu besteigen. Es erwies sich deutlich schwerer als erwartet, den höchsten Gipfel des Nordschwarzwaldes, mit Material beladen, durch meterhohen Schnee zu besteigen und ähnelte eher einer Seilschaft am Mt. Everest.
Am Gipfel angelangt, mussten wir leider feststellen, dass jegliche Anstrengung vergebens war, da Sicht und Schneehöhe es nicht zuließen, eines dieser monströsen Wesen auf Bild oder Film festzuhalten. „Zum Glück haben wir ja unsere Fahrräder dabei!“, dachte sich der ein oder andere, als zum Abstieg gerufen wurde. Beim ein oder anderen, stellte sich jedoch ebenso heraus, dass man wohl zu Fuß schneller gewesen wäre und deutlich weniger Protektorentests hätte durchführen müssen. Den Kampf gegen Schneemassen gemeistert, im Basislager angekommen, wurden die nahezu köchelnden Gemüter mit, mittlerweile lauwarmen, erhitzen Erfrischungsgetränken abgekühlt und ein neuer Ort der Monströsitätensuche ermittelt. Durch die Idee, einen dieser
Schwarzwaldyetis zu erwischen, während er sich auf Nahrungssuche in tiefere Gelage begab, angefeuert, versuchten wir es ein wenig Talwärts. Ein weiteres Lager aufgeschlagen, beschlossen wir, die Trails rund dieses abzufahren und wachsam zu bleiben. Zwischendurch meinte ich sogar im Augenwinkel eines dieser europäischen Verwandten des Bigfoots erspäht zu haben, bis ich bemerkte, dass es nur wieder Manu, mit seiner Yeti-ähnlichen Statur war, der sich mir aufdrängte. Gepeinigt von Stunden voller Aufstiege und Abfahrten, jedoch ohne jegliche Sichtung eines dieser Wesen, entschieden wir uns kurzerhand, unserer wahren Natur freien Lauf zu lassen und eine primitive „Du stehst einfach so da und ich werf dir einen Schneeball an den Kopf“- Runde einzuläuten. Was blieben, sind Momentaufnahmen. Also, falls ihr euch irgendwann fragen solltet, wo denn jetzt diese Yetis zu finden seien, dann besucht dieses Jahr Europas, man munkelt ebenso, British Columbias, Bikeparks und Downhillrennen. Vielleicht entdeckt ihr welche in gelben Trikots!
Beste Grüße
Philipp